fischerei

Während der frühen neunziger Jahre wuchs ich in eine enge Arbeitsbeziehung zu dem Fischereitechniker Josef Hönig in Bruchsal hinein. Er zeigte mir, wie man Wasserproben mit einfachen Mitteln durchmessen kann, z. B. unter Benutzung der Schwerkraftfiltration. Später entwarf er ein Rohr- und Pumpsystem, um große Volumina Zooplankton zu sammeln.

Diese Arbeitsmethoden habe ich gerne übernommen. Eines Tages verglich ich die Ergebnisse aus den Phosphormessungen, besonders das Verhältnis von Gesamtphosphor (TP) zum gelösten Gesamtphosphor (TDP) mit der Größe der Wasserflöhe (Daphnia spp.) und zeigte das Diagramm einem Beamten der Landesanstalt für Umweltschutz. Ein Zusammenhang kann möglich sein, war die zurückhaltende und vorsichtige Meinung. Ich sah mich ermutigt und arbeitete trotz mancher Schwierigkeiten weiter. Ich hatte einen Stapel Unterlagen aus verschiedenen Seen und keine Erlaubnis zum Veröffent-lichen der Daten.

Im Jahr 1993 erhielt ich einen Werkvertrag als Unter-suchungsauftrag für den Badesee Buchtzig mit der Aufgabe, den See hinsichtlich des Gütezustandes zu überwachen. Dieser Auftrag wurde mir jährlich neu vergeben bis 2005. Ich habe diese Zeit genutzt und las Literatur über Nährstoffe, Plankton und Fischerei.

Als ich anfing, die Ergebnisse zwecks Veröffentlichung einzureichen, wurde der Austausch mit den Reviewern zu einer zusätzlichen Quelle von Anregungen. Eines Tages wurde ich nach den Mechanismen der Korrelationen gefragt. Ich denke, dass solche grundsätzlichen Fragen besprochen werden müssen. Eine Erörterung erübrigt sich hier.

In einem Szenarium ohne Fische klären große Wasserflöhe aus der Gattung Daphnia das Wasser, wobei sie kleine Algen bevorzugen (Sommer et al. 2003) und selektieren deshalb auf große Algen mit > 35 µ Durchmesser (Hulot et al. 2000).

Dagegen sind in einem Szenarium mit planktonfressenden Fischen die großen Wasserflöhe die bevorzugte Beute der Fische und das algenfiltrierende Zooplankton wird auf kleine Wasserflöhe selektiert entsprechend der Größen-Wirksamkeits-Hypothese von Brooks & Dodson (1965).

Die Filtrationswirkung von kleinen Wasserflöhen ist aber geringer verglichen mit der von großen Wasserflöhen (Jarvis et al. 1988, Knoechel & Holtby 1986, Peters & Downing 1984), und es ist wahrscheinlicher, eine mikrobielle Schleife zu finden. Bakterien und kleine Algen können wegen ihres hohen Oberflächen/Volumen-Verhältnisses Nährstoffe schnell aufnehmen und sie speichern Nährstoffe in ihren Zellen.

Da die mikrobielle Schleife bei Gegenwart von Raubfischen wenig ausgeprägt ist und sowohl im Phyto- wie im Zooplankton große Arten vorherrschen, bleiben gelöste Nährstoffe länger im Wasser, bevor sie von lebenden Organismen aufgenommen werden verglichen zum Szenarium mit planktonfressenden Fischen.

Unter diesen Gesichtspunkten kann vorausgesagt werden, dass Besatz mit planktonfressenden Fischen zu einem hohen Anteil an partikulärem Phosphor im Wasser führt.

In Gegenwart von Raubfischen würde die gelöste Fraktion des Phosphors höher sein als der partikuläre Phosphor, d. h. es ist zu erwarten, dass das Verhältnis des gelösten Phosphors (TDP) zum Gesamtphosphor (TP) negativ mit dem Planktivorenbesatz korreliert ist.

Nach alledem, habe ich glücklicherweise die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Daten vom Buchtzigsee erhalten, und ich freue mich, sie hier als Ergebnis einer Langzeit-untersuchung an einem Experimentalgewässer vorzustellen.

Die zugehörige Veröffentlichung wurde im Mai 2020 im Fischer und Teichwirt gedruckt auf den Seiten 169-170. Ich sende die Seiten auf Anforderung als Emailanhang und dazu die Literaturliste.