Knielinger See Oktober 2023

Es gab eine Blaualgenblüte im Knielinger See.
Das war Anlass, näher hinzuschauen. Also habe ich eine Wasserprobe mitgenommen und mir die Algen unter dem Mikroskop angeschaut.

Sonntag, den 17. September 2023

gestern war ich nach dem Arbeitsdienst mit Samuel auf dem See und die Sichttiefe kam mir recht gering vor. Mein weißer Köder war schon in einem Meter Tiefe schlecht sichtbar.

Heute nachmittag bin ich wieder allein auf den See gefahren mit dem Leihboot und es war schlechter geworden. Es gibt Aufrahmungen von Blaualgen. So bei der östlichen Bootsanlegestelle und bei der Mündung des Zuflusses aus dem Vorhafen.

Ich habe mir in einer Flasche eine Probe von der Bootsanlegesstelle mitgenommen und gerade unter dem Mikroskop angeschaut: Oscillatoria tenuis -Gruppe.

Bestimmt nach dem Verhältnis von Länge und Breite der Zellen im Faden und der Form der Endzelle. Der Formenkreis gilt als schwierig. Ich stelle die Probe in den Kühlschrank und schaue sie morgen noch mal an.

Bruchsal, den 18. September 2023

heute Morgen habe ich aus der Probe von gestern noch mal im Mikroskop geschaut. Die Alge ist Oscillatoria tenuis. Dazu:

Die gute Nachricht zuerst: O. tenuis produziert keine Giftstoffe.

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Bruchsal, den 21. September 2023

gestern war ich mittags wieder auf dem Knielinge See. Die Sichttiefe betrug einen Meter, gemessen mit der Secchi-Scheibe. Die Rheinanbindung hatte wieder funktioniert und brachte einen guten Zustrom. Zudem war es der dritte Tag mit Südwind und die Aufrahmungen von Algen am Ufer waren verschwunden.

Einen Biss hatte ich nicht. Die Wasserprobe, die ich dann genommen habe, ergab noch einige Blaualgen O. tenuis. Von vielen Exemplaren waren nur die Hüllen vorhanden. Stattdessen waren unter dem Mikroskop viele coccale (runde) Grünalgen zu sehen:

Chlamydocapsa (Syn. Gloeocystis) bacillus, eiförmig

Chlamydocapsa (Syn. Gloeocystis) planctonica kugelig

Beide Algenarten haben ihre Zellen in eine Gallerthülle eingebettet. Die Bestimmung erfolgte nach Huber-Pestalozzi: Das Phytoplankton der Süßwassers. Systematik und Biologie. In: Die Binnengewässer. Einzeldarstellungen aus der Limnologie und ihren Nachbargebieten. Band XVI. Stuttgart 1972. E. Schweizerbart`sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller).

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gestern am 30. September 2023 war ich wieder auf dem Knielinger See. Die Sichttiefe betrug 255 cm.

Aus der Wasserprobe, die ich von der Seemitte mitgenommen habe, waren heute Morgen folgende Algen zu finden:

AlgenartHäufigkeit nach Strichliste halbquantitativ
Tychonema tenue syn. Oscicillatoria tenuis8
Sphaerocystis spec.7
Crucigenia rectangularis1
Scenedesmus ecornis1
Asterionella formosa1
Ceratium cornutum1

Das sichtbare Zeichen für Besserung ist die erhöhte Sichttiefe von 1 m auf 2,55 m. Blaualgen waren noch vorhanden, teilweise in halbleeren Hüllen. Es waren auch einige Exemplare mit sehr kurzen Fäden zu sehen.

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03. Oktober 2023

heute Mittag betrug die Sichttiefe 320 cm. In der Wasserprobe habe ich folgende Algen gefunden:

Algen zu finden:

AlgenartHäufigkeit nach Strichliste halbquantitativ
Tychonema tenue syn. Oscicillatoria tenuis31
Sphaerocystis spec.6
Chlamydocapsa (Syn. Gloeocystis) planctonica29
Pediastrum spec.4
Asterionella formosa4
Ceratium cornutum13
Staurastrum spec.1

Blaualgen sind weiter vorhanden, aber großenteils nicht mehr teilungsfähig.

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am Sonntag, den 15. Oktober 2023 war ich wieder auf dem Knielinger See. Die Ergebnisse stehen hier:

Sichttiefe mit der Secchi-Scheibe: 280 cm.

Algenart lat.Algenart DeutschAnzahl
    
Coelosphaerium sp.Blaukugel, Blaualge14
Gomphosphaeria sp.Schwebekugel, Blaualge23
Tychonema tenueZarte Schwingalge, Blaualge9
Gloeocystis sp.Gallerthüllen-Grünalge1
Dinobryon sp.Becherbäumchen, Goldalge1

Blaualgen sind weiter vertreten mit anderen Arten und zahlreich.

Ich habe den Bericht soweit verbessert, als ich aus dem Streble/Krauter: Das Leben im Wassertropfen die deutschsprachigen Bezeichnungen übernommen habe.

Die Bestimmung erfolgte nach Huber-Pestalozzi: Das Phytoplankton der Süßwassers. Systematik und Biologie. In: Die Binnengewässer. Einzeldarstellungen aus der Limnologie und ihren Nachbargebieten. Band XVI. Stuttgart 1972. E. Schweizerbart`sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller).

Kritisch wird es bei den Blaualgen, weil es bei diesen auch giftproduzierende Algenarten gibt. Deshalb schaue ich bei solchen zusätzlich in:

Anagnostides, K. & J. Komárek: Modern approach to the classification system of cyanophytes. 3 – Oscillatoriales. Archiv für Hydrobiologia 80, 1-4  (Algological Studies 50-53). pp. D327-472.

Für Algen aus anderen Familien als den Blaualgen will ich mich nicht weiter spezialisieren wegen dem Zeitaufwand.

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am Samstag, den 21. Oktober 2023 war ich wieder auf dem Knielinger See. Die Ergebnisse stehen hier:

Sichttiefe mit der Secchi-Scheibe: 246 cm.

Algenart lat.Algenart DeutschAnzahl
    
Aphanotece  sp.Schleimblaualge1
Merismopedia sp.Tafelblaualge1
Coelosphaerium sp.Blaukugel, Blaualge100 >
Gomphosphaeria sp.Schwebekugel, Blaualge3
Tychonema tenueZarte Schwingalge, Blaualge3
Gloeocystis sp.Gallerthüllen-Grünalge3
Sphaerocystis schroeteriGallertkugel-Grünalge3
Chlorangiopsis sp.Eierbecher-Alge, Grünalge4
Asterionella formosaSchwebesternchen, Kieselalge2
Fragilaria crotonensisDickbauchige Bruch-Kieselalge3
Cyclotella sp.Scheibchen-Kieselalge20

Im Unterschied zu den vorher untersuchten Proben sind Kieselalgen vorhanden.

Sonntag, den 12. November 2023, die Sichttiefe betrug 362 cm.

 

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Am Donnerstag, den 23 November 2023 war ich wieder auf dem Knielinger See.
Die Ergebnisse stehen hier:

Sichttiefe mit der Secchi-Scheibe: 350 cm.

Algenart lat.

Algenart Deutsch

Anzahl

  

 

 

Gloeocystis sp.

Gallerthüllen-Grünalge

5

Botryococcus sp.

Trauben-Grünalge

3

Asterionella formosa

Schwebesternchen, Kieselalge

1

Fragilaria crotonensis

Dickbauchige Bruch-Kieselalge

2

Sstephanodiscus sp.

Zackenscheibchen-Kieselalge

200

 

 

 

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Die Sichttiefe wird mit der Secchi-Scheibe gemessen. Das ist eine Metallplatte, die waagrecht aufgehängt ist und auf der je zwei Felder mit Schwarz und Weiß bemalt sind. Die Scheibe wird an einer Leine zur Mittagszeit im Schatten des Bootes in der Mitte des Sees heruntergelassen. Der Techniker schaut, wann die Scheibe mit ihrem Schwarz und Weiß aus seiner Sicht verschwindet und wann sie wieder sichtbar wird. Das Mittel daraus ist die Sichttiefe. Gemessen wird in Zentimetern. Die Sichttiefe gibt ein grobes Maß für die Primärproduktion durch die Algen. Zur Zeit der Blaualgenblüte im September betrug sie noch einen Meter. Die planktischen Algen im See durchleben schnelle Wechsel an Artensukzessionen. Deshalb bleibt die Sichttiefe nicht gleich, sondern es erfolgen ständig Veränderungen.

Sichttiefen, gemessen im September bis November 2023.

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